Ich hatte bereits eine Handvoll Bluetooth In-Ear-Kopfhörer. Diejenigen mit Kabel - wie z.B. die vielgelobten Plantronics Backbeat - erwiesen sich schnell als lästig: Jacken oder selbst T-Shirts scheuern daran, lockern den Sitz und produzieren unangenehm lauten Körperschall.
So wartete ich fieberhaft auf die Lieferung der Earin Stöpsel. Diese kamen einer Revolution gleich: wer einmal die völlige Bewegungsfreiheit ohne nerviges Kabel erlebt hat, der will nichts anderes mehr. Der Klang war gut, aber in der Praxis häuften sich die Probleme. Draußen kam es bei vielen zu Aussetzern, da die Bluetooth-Verbindung von einem Stöpsel um den Kopf herum zur anderen Seite übertragen werden musste. Die Akkulaufzeit ging "eigentlich" mit >2 Stunden in Ordnung. Allerdings entlud sich die Kapsel innerhalb von 2 Wochen von alleine. Außerdem gab es keine Möglichkeit die Stöpsel außerhalb der Kapsel neu zu starten und die Verbindung wiederherzustellen. Sehr unpraktisch wenn man die Kapsel gelegentlich vergisst oder beim Sport gar nicht erst dabei hat (und die Wiedergabe pausiert, weil man jemanden trifft, im Supermarkt bezahlt, etc).
Nach jetzt gut 2 Jahren des täglichen Gebrauchs (ich gehe überwiegend ca. 60 Minuten zur Arbeit um mein Bewegungspensum zu erfüllen und höre dabei Podcasts), haben die Akkus so weit abgebaut, dass ich nicht mal mehr einen Weg schaffe, ohne dass ein Stöpsel ausfällt.

So machte ich mich auf die Suche nach einer Alternative. In c't 24/2017 erschien ein Vergleichstest als kleine Marktübersicht. Aufgrund der kleinen Macken, die jedes Gerät mit sich bringt, gingen hier Apples Airpods als Preis-Leistungs-Sieger und brauchbare Allrounder hervor.

Leider halten die Airpods in meinen Ohren höchsten solange, bis ich mich bewege. Zudem wollte ich als Android-User keine Werbung für diese Firma machen ;-)
Die Klangsieger Erato Apollo 7 waren überteuert, den Earin zu ähnlich und nicht verfügbar.
Vermutlich aufgrund meiner Suchanfragen schlug mir Amazon dann die Jabra Elite 65t* vor. Diese seien ab Anfang Februar verfügbar und überzeugten in anderen Ländern bereits in Reviews. Dazu gab es die Bestpreisgarantie und 20 Euro Vorbesteller-Rabatt (also 149,- Euro). Das klang doch sehr verlockend!

Seit einer Woche befinden sich die Kopfhörer jetzt bei mir und ich bin begeistert: Der Klang ist auf sehr hohem Niveau, die Bässe sind recht druckvoll, neigen aber bei Subbässen von 20-30 Hz minimal zum Übersteuern (als ob der eingebaute Equalizer nicht genug digital headroom hätte). Die Akku-Laufzeit beträgt derzeit eher 6 statt der angekündigten 5 Stunden. Im Gegensatz zu den Earin sind die Jabra nach IP55 spritzwassergeschützt und für viele vermutlich das Wichtigste: es gibt keinerlei Verbindungsprobleme! Im Gegenteil. Per Bluetooth 5 am Pixel 2 XL kann ich das Handy im Flur liegen lassen und habe noch in allen angrenzenden Räumen Empfang. Unter Android 8.1 wird zudem der Akkustand der Kopfhörer angezeigt. Sehr praktisch!

Am Tragekomfort gibt es auch nichts auszusetzen. Mit den passenden Gummis sitzen die Stöpsel sicher ohne auf die Dauer unangenehm zu werden.
Jabra-InEar

Gibt's Kritik? Minimal: die Jabra Sound+ App benötigt man eigentlich nur um die Sprache auf Deutsch zu stellen und zwischen Alexa oder Google Assistant zu wählen. Wer den Equalizer anpasst, kann die App anschließend dennoch deinstallieren - die Einstellungen werden in den Stöpseln gespeichert.
Die Kapsel könnte zudem noch eine magnetische Befestigung bekommen und schließlich ist der Mikro-USB-Anschluss nicht mehr zeitgemäß. Zwar fliegen überall noch Ladekabel herum, aber einer USB Typ-C Buchse hätte ich den Vorzug gegeben.

Ach ja - wer viel telefoniert, sollte sich nicht vom Marketing in die Irre führen lassen: die Stöpsel schließen zwar dicht ab, aber es gibt keine wirkliche Noise Cancellation. Der Passthrough-Modus, der (einstellbar) einen Anteil der Außengeräusche durchlässt, ist nur wenig mehr als ein Gimmick. Dennoch ist die Sprachqualität ganz ordentlich.